Nachhaltigkeit, Demokratie und grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Bildung – das waren die Themen des diesjährigen Fachforums, das vom 21. bis 23. November 2025 in Leipzig stattgefunden hat. Das gesamte Programm war von Dialog, gegenseitigem Respekt und Zuhören geprägt. Die Atmosphäre war ungezwungen, aber konzentriert und kreativ: hervorragende Voraussetzungen für ein inspirierendes verlängertes Wochenende.
Ich nehme aus Leipzig vor allem das Gefühl mit, dass es sowohl in Tschechien als auch in Deutschland viele begeisterte und kompetente Pädagog*innen und weitere Fachleute in der Jugendarbeit gibt. Menschen, die tiefgründig über ihre Arbeit nachdenken und sich darin ständig verbessern wollen. Menschen, die nach Leipzig gekommen sind, um neue Erfahrungen, Kontakte und Inspiration für ihre weitere berufliche Entwicklung zu sammeln. Ihre Begeisterung und Offenheit, neue Wege zu gehen und in einen internationalen Dialog zu treten, ist beeindruckend. Ich bin sehr froh, dass ich diese Begegnungen miterleben durfte.
Während des dreitägigen Programms wurde mir erneut bewusst, wie wichtig eine gute Arbeit mit jungen Menschen ist. Lehrer*innen und andere Fachleute, die mit Jugendlichen arbeiten, haben einen enormen Einfluss auf das Leben von Tausenden jungen Menschen. Die Fähigkeit, Schüler*innen und Student*innen zu begeistern, ihnen Raum für aktive Beteiligung zu geben sowie die Möglichkeit, ihre Umwelt mitzugestalten, ist eine der wirksamen Strategien, um u.a. ihre potenzielle politische Radikalisierung zu verhindern.
Eine bunte Teilnehmerstruktur
Auf dem Fachforum hat sich eine sehr interessante und vielfältige Gruppe von Pädagog*innen versammelt. Es kamen Menschen aus Tschechien und Deutschland, aus westlichen und östlichen Bundesländern, aus den unterschiedlichsten Ecken der Tschechischen Republik, von České Budějovice bis nach Opava. Es nahmen sowohl angehende Lehrer*innen als auch erfahrene Pädagog*innen teil, Männer und Frauen. Eine solche Vielfalt ist nicht selbstverständlich und muss gewürdigt werden. In mancher Hinsicht könnte die Zusammensetzung der Teilnehmenden vielleicht noch vielfältiger sein, insbesondere hinsichtlich der Vertretung von Menschen mit Migrationshintergrund und Angehörigen nationaler Minderheiten – in Deutschland könnten dies beispielsweise Pädagog*innen mit türkischen oder syrischen Wurzeln sein, in Tschechien wiederum Roma-Lehrer*innen oder Pädagog*innen mit ukrainischer Herkunft. Ihre Perspektive wäre für das Fachforum sicherlich sehr bereichernd.
In meiner Rolle als „Beobachter“ habe ich versucht, aktiv mit vielen Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen. Aus Leipzig nehme ich daher auch viele bereichernde Begegnungen und Gespräche mit. Wir haben über die Arbeit von Lehrer*innen heutzutage gesprochen, über den Einfluss sozialer Medien auf die junge Generation, aber auch über Literatur und Politik. Für mich persönlich war es eine großartige Erfahrung, weil ich – als Beobachter – versucht habe, viel zuzuhören, Fragen zu stellen und Raum zu geben. Normalerweise bin ich sehr geschwätzig und habe manchmal Probleme, andere zu Wort kommen zu lassen. Die Rolle des Beobachters war für mich daher auch eine Herausforderung, über die ich mich aber sehr freue. Es hat mich daran erinnert, wie wichtig es ist, anderen Menschen Raum zu geben und ihnen zuzuhören. Man erfährt viel mehr, als wenn man nur selbst redet...
Aufruf zum aktiven Bürgerengagement
Besonders beeindruckt hat mich der Vortrag des jungen Klima- und Menschenrechtsaktivisten Jakob Springfeld aus Zwickau in Sachsen. Durch sein Beispiel hat er uns allen einen sehr unangenehmen Spiegel vorgehalten. Jakob kam bereits als Student zu der Überzeugung, dass es nicht richtig ist, zu schweigen, wenn jemand die Demokratie angreift und die Rechte bestimmter Bevölkerungsgruppen gefährdet. Seitdem hat er zwei Bücher veröffentlicht und ist zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der kommenden Generation in Deutschland geworden. Ich verstehe seinen Auftritt als Kritik an Gleichgültigkeit und Passivität, als Aufruf zum aktiven Bürgerengagement und gleichzeitig als Erinnerung daran, dass wir nicht in einem politischen Vakuum leben, sondern in einer Zeit, in der viele Menschen, politische Parteien und Bewegungen offen die Rechte von Minderheiten angreifen und auch andere Säulen des demokratischen Systems in Frage stellen.
Aus dem dreitägigen Programm des Fachforums ging auch klar hervor, dass es nicht ausreicht, Nachhaltigkeit im Rahmen eines bestimmten Schulfachs zu betrachten. Klima- und Umweltschutz, Senkung des Energieverbrauchs, Förderung der Biodiversität – all das sind Themen, zu denen junge Menschen zweifellos einiges zu sagen haben. Daher bietet es sich an, Schüler*innen und Student*innen in die Diskussion darüber einzubeziehen, wie ihre Schule vorankommen könnte, sei es im Bereich Abfallwirtschaft, Verpflegung oder in Bezug auf die Gestaltung des öffentlichen Raums. Junge Menschen sind kreativ und das Thema Nachhaltigkeit bietet eine großartige Gelegenheit, sie zur Zusammenarbeit zu motivieren und dadurch ihnen deutlich zu machen, dass ihre Stimme zählt.
Auch die beiden Organisationen, die wir im Rahmen unserer Exkursion besuchen konnten, bemühen sich um die aktive Einbindung junger Menschen. Ich schloss mich jener Gruppe an, die sich auf den Weg zum Plattenbauviertel Grünau am Stadtrand machte. Das dortige Sozial- und Kulturzentrum Heizhaus ist bei den Kindern aus der Nachbarschaft vor allem wegen seines großen Skateparks beliebt. Es bietet aber auch Tanzkurse und viele andere Programme für Jugendliche und Senior*innen an. Das Heizhaus ist ein Symbol für unermüdliche soziale und pädagogische Arbeit, die die soziale und wirtschaftliche Situation der Menschen in der unmittelbaren Umgebung berücksichtigt.
Kurz gesagt, haben wir alle in Leipzig ein sehr intensives Wochenende erlebt, das uns viele Denkanstöße gegeben hat.
Ich danke Tandem für die Einladung und die tolle Organisation und allen Teilnehmern dafür, dass sie mich in ihre Mitte aufgenommen haben.





