Maren Emmerich - Freiwillige im tschechischen Büro von Tandem


Aufbauschulung und Vernetzungstreffen

 

Mit viel Motivation und noch mehr Schwung

Ging es am Donnerstag los mit der Aufbauschulung

Ob durch Wunderkerzen oder unserem Lieblingsgegenstand -

Mit Vorstellungsrunden wurden wir uns schnell bekannt.

Durch diese Spiele wurden bekannte Methoden gefestigt und neue kreiert,

damit auch ja niemand den Kopf verliert.

Über Wünsche, Probleme und Erwartungen wurde auch geredet und geschrieben -

und ein paar Teilnehmer zu selbstständigen Energisern angetrieben.

Den Tag fand mit Brettspielen und Tischtennis einen gelungen Ausklang,

und schon hat am Freitag Tag 2 angefang'.

Vormittags erzählten alle von ihren Trainingsbesuchen der Sprachanimation.

Judiths Tipp dabei: "Es läuft  zwar nie alles nach Plan, aber das schafft ihr schon".

Bei der Präsentation stießen manche vielleicht etwas an ihre Grenzen,

Aber durch gegenseitiges Feedback gelangen alle an neue Kompetenzen.

Mit einer sportlichen Sprachanimation ging es dann bei frischer Luft richtig rund,

Mit viel Regen, Spaß- und sogar einem Hund.

Das Wissen aller Teilnehmer wurde getestet bei "Tandem sucht den Superstar",

Und schon erreichten die alten Hasen für das Vernetzungstreffen das Seminar,

Es gab so manche Bedenken und viele Fragen,

worauf sie mit viel Erfahrung beim Speeddating ausführlich Antwort gaben.

Zu Ende war das Programm zu später Stunde

am Samstag ging es weiter in die nächste Runde.

Zweigeteilt war zunächst das Programm am Vormittag,

Egal ob Jasan Werkstatt oder Fortbildung - so, wie jeder mag.

Das Highlight hier war sicher die Lieddichtung über Nachhaltigkeit,

einen passenden Text zur Melodie von Dancing Queen? Keine Schwierigkeit!

Dann wurden noch Spiele gefunden, die thematisch passen

und mit Hilfe von Do Kapsy sollten wir Zungenbrecher fassen.

Es erfuhr jeder bei einem Vortrag etwas über Tandems Ziel

Und bei einem Workshop über soziale Medien den Unterschied zwischen Story und Reel.

Mit einem Tandembasar und -Film der Basisschulung von 2003,

War dann auch der Samstag letztlich vorbei.

Oder zumindest die offiziellen Teile,

Denn der Abend endete erst nach einer lustigen Weile...

Der nächste Tag war als Abschluss gedacht,

Es wurde mit der Workshop von gestern weitergemacht.

Den Abschluss stellte die Schlussevaluation dar,

mit Hilfe eines Männchens wurde das reflektiert, was gewesen war.

Zu Ende war dann das Vernetzungstreffen und die Schulung,

Mein Lob an alle: Sie war gelungen!



Mária Orendáčová - Freiwillige im deutschen Büro von Tandem


Was ist Sprachanimace oder Drei wunderbare Tage in Klingenthal

(Vernetzungstreffen, Klingenthal, 20.10.-22.10.2023)

Freitag, 20.10.2023: Es ist Abend und ich befinde mich am Bahnhof in Klingenthal, wo mich meine Kolleg:innen von Tandem abholen werden. Es ist stockdunkel und außer mir ist keine Menschenseele am Bahnhof. Nur ich und meine Erwartungen. Was wird dieses Wochenende bringen? Ich bin gerade mit dem Zug in Klingenthal angekommen, denn hier werde ich als Freiwillige des Europäischen Solidaritätskorps, die derzeit bei dem deutschen Tandem-Büro arbeitet, bei der Ausbildung von Sprachanimateur:innen helfen und assistieren. Die Schulung hatte bereits gestern begonnen, aber wegen meiner Sprachkurse an der Universität bin ich individuell und deshalb erst so spät angereist. Ich habe im Moment nur eine vage Vorstellung davon, was genau der Begriff Sprachanimateur:in bedeutet. Ich weiß, dass es so etwas wie ein Sprachtutor ist, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen, miteinander kommunizieren können, auch wenn sie die Sprache des anderen gar nicht kennen. Und ich weiß auch, dass die Ausbildung von Personen sowohl aus der Tschechischen Republik als auch aus Deutschland durchgeführt wird und dass die Ausbildung von Tandem organisiert wird, nämlich von Míša Kosařová (deutsches Tandem-Büro) und Míša Kořanová (tschechisches Tandem-Büro). Und das ist alles, was ich darüber weiß, oder to je vše, co o tom vím.. Besonders gut fühle ich mich nicht über die Veranstaltung informiert, die ich begleiten soll. Irgendetwas sagt mir, dass ich in den nächsten Tagen mehr darüber erfahren werde, was genau die Begriffe "Sprachanimation" und "Sprachanimateur:in" bedeuten. Und hier sind sie. Gerade ist ein Auto mit vier Mädchen angekommen, um mich vom Bahnhof abzuholen.

Die Damen, die mich abholen, stellten sich als Alena, Simča, Lucka und Danča vor und sind allesehr nett. Während der Fahrt sprachen wir über alles Möglichevon der Geschichte unserer Heimatregionen, über die Härten und Freuden des Studentenlebens bis hin zur Religion der Kelten. Wir kommen gut gelaunt in der Jugendherberge an. Dort treffe ich meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Regensburger und Pilsener Tandem-Büro und dann, hurra, auf zum Kennenlernen der Anderen, die ich noch nicht kenne, und das sind für mich die meisten hier. Unser Kennenlernen ist auf jeden Fall nicht das klassische 'Hallo, ich bin (Name der Person), schön, dich kennenzulernen', sondern wir lernen uns kennen, indem wir gemeinsam an einem Tisch sitzen und ein Spiel spielen, bei dem zwei von uns zur Tür hinausgehen und eine Weile plaudern, und dann rufen die anderen sie zurück. Während sie zur Tür hinausgehen, einigen sich die anderen darauf, wer die Person ist, die die beiden erraten sollen, indem sie den anderen Fragen stellen wie: Wenn ein bestimmtes Kleidungsstück eine Farbe/Fremdsprache/Obst/Saison wäre, welche Farbe/Fremdsprache/Obst/Saison wäre es dann? Anhand der Antworten der Anderen sollen sie dann erraten, um welche Art von Person es sich handelt. Achtung, die Antworten der anderen sind rein subjektiv und man muss, auch aufgrund subjektiver Gefühle, raten, wen die Mitspieler mit Portugiesisch oder Sommer assoziieren. Und so lerne ich Freia, Veronika, Lenka, Dobromila, Zuzka, Eliška und Tina kennen.

 

Samstag, 21.10.2023: Der Blick aus dem Fenster des Jugendherbergs-Zimmers lässt vermuten, dass Klingenthal definitiv ein Ort ist, an dem man coole Ausflüge machen kann. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit schönem Ausblick gehe ich nach draußen. Dort singen wir gemeinsam im Kreis das bekannte Lied "Head, Shoulders, Knees, Toes" oder in der deutschen Version "Kopf, Schulter, Knie und Zehen". 

Und nach dieser imaginären Tasse Kaffee beginnt das Sprachanimationstraining. Und ich stehe vor einem großen Dilemma: Was soll ich zuerst tun? Als Freiwillige bei Tandem werde ich von meinen Kolleg:innen gebeten, die Schulung mit Fotos und Videos zu dokumentieren. Aber das ist eine schwierige Aufgabe, denn sobald mir von den Referent:innen angeboten wird, an den Trainingsaktivitäten teilzunehmen, die auf interessante und spielerische Weise organisiert sind, vergesse ich an diesem Morgen meine Aufgabe, Fotos und Videos zu machen, und werde in die geheimnisvolle Welt der Sprachanimation hineingesogen. 

Zum Glück rettet Maren, die andere Freiwillige aus dem Pilsener Tandembüro, die Situation und dokumentiert alle wichtigen Momente. Zum Beispiel, wie wir in mehreren Kleingruppen die Melodie eines bekannten Liedes auswählen und uns einen Text auf Tschechisch und dann auf Deutsch zum Thema Nachhaltigkeit ausdenken müssen, damit er rhythmisch zum Originaltext passt. Oder die Art und Weise, wie die Referent:innen uns auffordern, herumzugehen und Kontakt zu den anderen aufzunehmen, so dass wir uns nur kurz anschauen müssen, ohne zu sprechen. In der nächsten Runde dürfen wir uns dann die Hand geben und in der dritten Runde können wir uns sogar freundlich die Schultern reiben. Erst in den nächsten Runden führen wir einfache Gespräche auf Tschechisch und Deutsch, wie zum Beispiel „Magst du Kaffee?“.

So sieht die Sprachanimation aus. Warum erst nonverbale und dann verbale Kommunikation? Vor allem, weil eine solche nonverbale Interaktion am Anfang hilft, das anfängliche Lampenfieber und die Verlegenheit loszuwerden, die man vielleicht hat, wenn man plötzlich in einer fremden Sprache mit Menschen sprechen muss, die man überhaupt nicht kennt. Wenn ich so darüber nachdenke, ist da wohl etwas dran. Ich erinnere mich auch an Situationen, in denen ich mit jemandem Deutsch sprechen musste und es aus verschiedenen Gründen einfach nicht geklappt hat. Ich bin mir sicher, dass mir in diesen Situationen eine Sprachanimation geholfen hätte. Nun, tatsächlich hat sie mir an diesem Tag geholfen.

Ich hatte das Privileg, diese Schönheit mit meinen eigenen Augen zu sehen. Es war Samstagabend, und ich fühlte ein Gefühl der Einsamkeit und eine vage Sehnsucht nach, ich weiß nicht einmal, was. Also verließ ich die anderen für eine Weile und schaute aus dem Fenster, um den Sonnenuntergang in Klingenthal zu beobachten, mit meinen nicht gerade fröhlichen Gedanken. Nach einer Weile erschien Alfons, der Sprachanimateur, mit Nägeln und einem Brett in der Hand an meiner Seite und fragte mich, ob ich die sechs Nägel so stapeln könnte, dass nur einer das Brett direkt berührt, ohne dass das ganze Nagelgerüst auseinanderfällt. Um eine bessere Vorstellung zu bekommen, wäre hier ein Foto nützlich, das ich aber vergessen habe zu machen, weil ich voll damit beschäftigt war, eine Lösung für dieses Rätsel zu finden. Erfolglos. Dann versuchten es Maren und ein paar andere Leute. Ebenfalls ohne Erfolg. Stellen Sie sich nun vor, dass die Nägel von Menschen zusammengefügt werden müssen, die nicht dieselbe Sprache sprechen und dennoch irgendwie miteinander kommunizieren müssen. Ich denke, selbst wenn die Leute die Nägel nicht richtig zusammensetzen, haben sie auf jeden Fall Spaß an dem Spiel und gehen mit dem Gefühl nach Hause, dass sie nicht alleine die richtige Lösung gefunden haben, sondern dass sie mit netten Leuten danach gesucht haben und es keine Rolle spielte, welche Sprache sie sprachen. Man kam einfach miteinander aus und verstand sich.

Und ich nehme das Wissen mit, dass ein:e Sprachanimateur:in nicht nur eine Person ist, die einem hilft, Sprachbarrieren zu überwinden, sondern auch jemand, der sich in sein Gegenüber einfühlen und ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann. So wie Alfons es an diesem Abend mit mir gemacht hat.

Der Samstagabend war noch recht ereignisreich. Nach dem Abendessen sahen wir uns alle zusammen ein Video von einem früheren Sprachanimateurtreffen an, das von Sprachanimateurin Judith vor Jahren gemacht wurde. Und dann haben wir eine spezielle Version von Verstecken gespielt, bei der es darum geht, dass man sich, wenn man die versteckte Person gefunden hat, neben sie hockt und die anderen müssen dann auch nach einem suchen. Am Ende des Spiels sieht es so aus, als ob zwei oder drei von ihnen nach den anderen zehn Personen suchen, die in ihrem Versteck wie Sardinen zusammengepfercht sind. Daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass das Spiel „Sardinchen“ heißt. Ich hatte heute Abend auch ein gutes Gespräch mit Maren.

 

Sonntag, 22.10.2023: Und dann kam der Sonntag, der Tag der Abreise. Am Vormittag gab es ein gemeinsames Treffen aller Sprachanimateur:innen. Ziel des Treffens war es, gemeinsam den Verlauf des Seminars zu reflektieren und auch aktuelle Entwicklungen in der Welt der Sprachanimation zu diskutieren, wie z.B. die Aufnahme der Sprachanimation in den Lehrplan und die Möglichkeit der Finanzierung einer entsprechenden Ausbildung für Sprachanimateure. Als jemand, der bis vor zwei Tagen mehr oder weniger keine Ahnung hatte, was Sprachanimation eigentlich ist, kann ich sagen, dass ich selbst mit meiner eigenen Erfahrung ein großes Potenzial in dieser Methode sehe. Auch wenn ich bei der Runde am Sonntag nicht alles verstanden habe, sowohl fachlich als auch sprachlich (es wurde Tschechisch und Deutsch gesprochen), so hat mir doch die entspannte und freundliche Atmosphäre gefallen, die bei dem Treffen herrschte, selbst in Momenten, in denen mehrere Leute unterschiedliche Meinungen hatten. Ich bin froh, dass ich dabei sein konnte, und ich wünsche den zukünftigen und aktuellen Sprachanimateur:innen bzw. den sehr netten Menschen, die ich an diesem Wochenende kennengelernt habe, viel Glück in der Welt der Sprachanimationen und in allem Anderen im Leben und hoffe, sie irgendwann wiederzusehen.