W wie Wirtschaft

Das Gebiet der heutigen Tschechischen Republik gehörte im letzten Jahrhundert zu den wirtschaftlich am weitesten entwickelten Teilen Europas, hier konzentrierte sich die Industrie Österreich-Ungarns. Die Wirtschaftsleistung der Ersten Republik (1918 – 1938) war beachtlich, besonders der westliche Teil war stark industrialisiert. Gemeinsam mit der DDR galt die Republik als am weitesten industrialisiertes Land im sowjetischen Einflussbereich. Durch die Einführung der Planwirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg und die Ausrichtung auf die Bedürfnisse des „Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe“ (RGW) erfuhr die tschechische Wirtschaft eine starke Schwächung.

Die wirtschaftliche Talfahrt konnte gestoppt werden; nach der Teilung in Tschechien und die Slowakei zum 31. Dezember 1992 fanden in Tschechien die ersten Privatisierungen statt. In zwei weiteren Wellen wurde die Rückführung zur Marktwirtschaft 1995 abgeschlossen. Schnell näherte sich die Tschechische Republik auch in wirtschaftlicher Hinsicht wieder Westeuropa an: Bereits 1995 wurden über 60 Prozent des Außenhandels mit den Ländern der EU abgewickelt, Deutschland zählte dabei zu den wichtigsten Handelspartnern. Im EU-Vergleich lag die Wachstumsrate der tschechischen Ökonomie im Spitzenfeld. So stieg 2007 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bereits Anfang des Jahres um 6,1 Prozent (in Deutschland 3,3 Prozent). Die positiven Zahlen der tschechischen Wirtschaft erreichten auch ausländische Investoren: 2007 zählte Tschechien laut einer Studie von Ernst & Young zu den zehn attraktivsten Standorten für Direktinvestitionen weltweit. In den folgenden Jahren sorgte jedoch die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise für einen vorübergehenden Rückgang des BIP. 2017 führte vor allem die Nachfrage im Inland und aus dem Ausland zum Anstieg des BIP. Das Wirtschaftswachstum betrug 4,5%, im letzten Quartal des Jahres sogar 5,1%.

Heute gehört die Tschechische Republik zu einer der am weitesten entwickelten Industrienationen in Mittel- und Osteuropa. Die Hauptpfeiler der tschechischen Industrie sind Maschinenbau (vor allem Fahrzeugindustrie), Hüttenwesen, chemische Industrie und Lebensmittelindustrie. Weitere wichtige Industriezweige sind Energie-, Bau- und Konsumgüterindustrie. 2016 hatte die tschechische Industrie einen BIP-Anteil im Rahmen der Europäischen Union 37,7%, der Dienstleistungssektor 59,8 % und die Landwirtschaft rund 2,5 %. (Quelle: Statista.com).

Zu den bedeutendsten Außenhandelspartnern zählen Deutschland, Polen und die Slowakei. Besonders intensiv sind die wirtschaftlichen Beziehungen zum Nachbarland Deutschland, die fast ein Drittel des gesamten Außenhandels ausmachen. Im Export und Import sind am stärksten Kfz und Kfz-Teile, Maschinen und elektronische Erzeugnisse vertreten.

Eine weitere Form der Zusammenarbeit sowohl im wirtschaftlichen als auch im kulturellen Bereich sind die Euregios (Euregiony). Die kommunalen Verbände von Gemeinden sind im Grenzraum entstanden und versuchen, grenzüberschreitende Probleme (z. B. Arbeitslosigkeit, Entwicklung des Tourismus, Umwelt) gemeinsam zu behandeln. Besuchen Sie z. B. www.euregio.bayern.

Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Tschechien: