Parlamentarischer Abend: Fach- und Förderstellen werben für eine deutliche Ausweitung des internationalen Jugendaustausches

Unter dem Motto „Weltoffen leben – Jugendaustausch in Zeiten gesellschaftlicher und internationaler Veränderungen“ haben die bundesweiten Fach- und Fördereinrichtungen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit am 14. Juni 2018 zum 8. Parlamentarischen Abend in die Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen nach Berlin eingeladen. Rund 200 Gäste, darunter Abgeordnete sowie Vertreter/-innen von Ministerien, Verbänden und Trägern der Kinder- und Jugendhilfe, diskutierten die Herausforderungen internationaler Zusammenarbeit für den Jugendaustausch in Zeiten vielfältiger Veränderungen.

„Internationale Jugendarbeit ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft, aber auch um Brücken des Austausches, der Kommunikation und der Freundschaft in andere Länder zu bauen“, unterstrich Thomas Hoffmann, Geschäftsführer der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch, stellvertretend für die einladenden Organisationen in seiner Einführung. Er betonte, dass es in dieser Zeit der Veränderungen, Umbrüche und Unsicherheit dringend einen Paradigmenwechsel braucht, um drohenden Zukunftsszenarien wie dem Auseinanderdriften der Europäischen Union und Kaltem Krieg zu begegnen. An Bundesministerin Dr. Franziska Giffey adressierte er die ausdrückliche Bitte, den Aktionsplan „Weltoffen leben“, dessen Ziel die deutliche Ausweitung des internationalen Jugendaustauschs ist, persönlich zu unterstützen und an dessen Umsetzung mitzuwirken.

Bettina Bundzsus-Cecere, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ergänzte, dass Jugendaustausch nicht nur der eigenen Entwicklung diene, sondern eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung habe. Jedoch würden mit den bisherigen Formaten bei weitem nicht alle Jugendlichen erreicht. Vor diesem Hintergrund halte sie den Aktionsplan „Weltoffen leben“ der Fach- und Förderstellen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit für außerordentlich notwendig, denn er sei richtigerweise auf die jungen Menschen fokussiert, die bisher noch keinen Zugang zum Jugendaustausch haben. Gemeinsam müsse daran gearbeitet werden, dass Jugendaustausch nicht nur ein Angebot für einige bleibt, sondern zu einer Chance für alle wird.

Diskussion in vier Foren

In folgenden vier Foren diskutierten Gastgeber und Gäste über Erfordernisse und Rahmenbedingungen für ein wirkungsvolles Arbeiten der Einrichtungen der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit:

  • Forum 1: Demokratie durch Jugendaustausch stärken
  • Forum 2: Jugendaustausch und außenpolitische Herausforderungen
  • Forum 3: Herausforderungen von Globalisierung und Migration – Chancen durch internationalen Jugendaustausch
  • Forum 4: Aufbruch für ein neues Europa


In Forum 1, das von IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland und dem Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch – Tandem ausgerichtet wurde, waren sich die Beteiligten einig, dass die pädagogische Begleitung ein entscheidendes Qualitätsmerkmal des internationalen Jugendaustauschs sei und hierdurch Prozesse des demokratischen Lernens initiiert und bewusst gemacht werden können. Dies spiele auch eine wichtige Rolle im Austausch mit weniger demokratischen Partnerländern. Internationale Erfahrungen an sich – wie z.B. im Rahmen des geplanten Interrailangebots „DiscoverEU“ – seien noch kein Garant für ein besseres Demokratieverständis. In der weiteren Diskussion kristallisierte sich das Interesse heraus, angesichts zunehmender rechtspopulistischer Strömungen eine bundesweite Fachveranstaltung zu initiieren, die Formen der Beteiligung und des demokratischen Lernens sowie des zivilgesellschaftlichen Engagements in der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit in den Blick nimmt. Darüber hinaus erörterten die Teilnehmenden die Frage, wie alle jungen Menschen Zugänge zu internationalem Austausch erhalten können.

In den drei anderen Foren wurde diskutiert, wie das Potential der internationalen Jugendarbeit zur Stärkung von Weltoffenheit und gesellschaftlichem Engagement besser ausgeschöpft werden kann und was Jugendaustausch in krisenhaften Situationen leisten soll. Ein weiteres Thema war die Frage, wie der Beitrag der internationalen Jugendarbeit zum Gelingen von Integration sichtbar wird.

Veranstaltet wurde der 8. Parlamentarische Abend der Europäischen und Internationalen Jugendarbeit von ConAct – Koordinierungszentrum Deutsch-Israelischer Jugendaustausch, Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW), IJAB – Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland, JUGEND für Europa – Nationalagentur für das Programm Erasmus+, Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch und Tandem – Koordinierungszentrum Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch. Seit 2006 veranstalten die Fach-und Förderstellen regelmäßig gemeinsame Formate für den Dialog mit Abgeordneten.

Berlin, 14. Juni 2018